Rewi Alley: ein Neuseeländer und seine 60 Lebensjahre in China
Im Zuge der Revolution und der Entwicklung Chinas kamen viele Ausländer –angezogen von der großen Sache der KPCh – in dieses Land und setzten sich für das Wohl des chinesischen Volkes ein. Einer von ihnen war Rewi Alley, ein großer internationalistischer Kämpfer, der als „alter Freund des chinesischen Volkes“bezeichnet wird. Bis heute wird die Geschichte des Mitinitiators der Chinese Industrial Cooperatives und Mitbegründers der Shandan Bailie School in China viel erzählt.
1927 reiste Alley, der kurz vor Vollendung seines 30. Lebensjahres stand, von Neuseeland übers Meer nach Shanghai. Für ihn war China ein geheimnisvolles Land im Fernen Osten, das er schon lange besuchen wollte. Zu jener Zeit war die Zusammenarbeit zwischen der GMD und der KPCh gerade gescheitert und somit auch die Große Chinesische Revolution. Der Neuseeländer sah mit eigenen Augen, wie die einfachen Chinesen unter Ausbeutung und Unterdrückung litten. In den Briefen an seine Familie schrieb er: „Hier gibt es wohl einige Stinkreiche, aber die Arbeiterklasse muss noch härter arbeiten als die versklavten Pferde bei uns.“In kleinen Gassen hinter Fabriken fand er sogar Jutesäcke mit Leichen von Kinderarbeitern.
Das Elend der Chinesen hat Alley dazu bewegt, sich dem Kampf für gesellschaftliche Veränderungen in China anzuschließen. Im Jahr 1931 wurde China vielerorts von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Im Auftrag des Völkerbundes kam er im folgenden Jahr allein nach Wuhan in Zentralchina, um bei den Hilfsarbeiten mitzuwirken. In der damals von der GMD besetzten Stadt erlebte er, wie die Regierung die Menschen im Namen der Katastrophenhilfe ausgebeutet hatte, um sich zu bereichern. Im von der KPCh regierten Honghu-Sowjetgebiet hatten die Rote Armee und die dortigen Einwohner hingegen solidarisch gegen die Katastrophe gekämpft. Dieser große Unterschied brachte Alley dazu, sich mit den kommunistischen Ideen zu beschäftigen und Kontakt zu den chinesischen Kommunisten und anderen fortschrittlichen Akteuren herzustellen. Während dieser Zeit hat er einen geheimen Radiosender eingerichtet und Artikel unter Pseudonym geschrieben, um der Welt den unerbittlichen Kampf der KPCh und der Roten Armee nahezubringen. Er riskierte sogar sein Leben, um Munition für die Rote Armee zu beschaffen und Chen Hansheng, Liu Ding und andere Untergrundkommunisten vor der Verfolgung durch die GMD zu schützen, denn er war fest davon überzeugt, dass nur die KPCh das chinesische Volk aus dem Elend retten konnte.
Rewi Alley erklärt Schülern der Bailie School den Verbrennungsmotor. (1942)
In der Anfangsphase des chinesischen Widerstandskrieges gegen die japanische Aggression verlor China weite Landstriche, zahlreiche Menschen wurden arbeitslos und die Industrie des Landes stand vor dem Zusammenbruch. Gemeinsam mit chinesischen Patrioten gründete Alley 1938 die Chinese Industrial Cooperatives und initiierte die Gung-Ho-Bewegung, um Arbeiter und Flüchtlinge für die Industrieproduktion zu mobilisieren und so die chinesische Armee im Kampf gegen die japanischen Aggressoren zu unterstützen. Dafür hat Alley sein bequemes Leben in Shanghai unverzüglich aufgegeben. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad legte er mehr als 30 000 Kilometer durch 16 Provinzen zurück; es war eine lebensgefährliche Reise voller Entbehrungen. Auch Bombenanschläge, Unfälle, Krankheiten, Fahndungen und Verrat ließen Alley in seiner Entschlossenheit nie wankend werden.
Alleys Bemühungen trugen wesentlich zur Gründung und Entwicklung einer großen Zahl von Industriegenossenschaften bei. Statistiken zufolge wurden in China zwischen 1939 und 1942 mehr als 3000 Industriegenossenschaften gegründet. Diese schufen mehr als 300 000 Arbeitsplätze und leisteten materielle und personelle Unterstützung für die Kämpfe an der Front gegen die japanische Invasion. Auch die chinesische Armee und das chinesische Volk wurden dadurch in hohem Maße ermutigt.
Während der Gung-Ho-Bewegung erkannte Alley, dass eine organisierte und planmäßige Ausbildung der Arbeiter notwendig war, um die Genossenschaften mit Fachkräften in den Bereichen Technologie und Management zu versorgen. Daher setzte er sich dafür ein, die Berufsausbildung in China zu entwickeln. 1942 gründeten er und der britische Journalist George Hogg die Bailie Polytechnic School in Shuangshipu in der Provinz Shaanxi, die 1944 in den Kreis Shandan der Provinz Gansu verlegt wurde. „Bailie“oder „Peili“bedeutet, „Talente für die Morgenröte Chinas auszubilden“. Alley hoffte, dass die Schule dazu beitragen würde, die dringend benötigten technischen Fachkräfte für Chinas Revolution auszubilden. Um dieses große Ziel zu erreichen, überwand er die Schwierigkeiten, die sich aus dem Mangel an Konsumgütern und dem Druck der GMD ergaben, und widmete seine ganze Energie dem Aufbau der Schule.
Alley war lebenslang unverheiratet. Er adoptierte jedoch viele Kinder aus armen Familien und von verstorbenen Märtyrern. Er lehrte sie, später erfolgreiche Persönlichkeiten zu sein, die einen großen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten. Alley nannte sie „Augenzeugen der Morgenröte“und ermutigte sie, sich für ein neues China zu engagieren. Ein Absolvent der Shandan Bailie School berichtete: „Für uns war Alley eher ein Vater als ein großer Mann.“
Nach der Gründung der Volksrepublik setzte Alley seine Karriere als Schriftsteller fort. Er fasste seine Liebe und sein Verständnis für China in Worte, um das Land der Welt näherzubringen. Er hat mehr als 70 Bücher geschrieben, darunter auch über seine Zeit in China und anderen Ländern. In Six Americans in China berichtete er über die Beiträge von Agnes Smedley, Anna Louise Strong, Edgar Snow, Evans Fordyce Carlson, Joseph Stilwell und Shafick George Hatem zur Revolution in China. In seinem Buch Some Pottery Kilns, Old and New in China dokumentierte der Schriftsteller sein Wissen über chinesische Keramik und Porzellan, das er sich durch jahrzehntelanges Studium angeeignet hatte. Er übersetzte zahlreiche chinesische Gedichte ins Englische, darunter The Eighteen Laments , Selected Poems of the Tang and Song Dynasties , Li Pai: 200 Selected Poems und Bai Juyi: 200 Selected Poems . Von allen chinesischen Dichtern bewunderte er Du Fu (712–770) am meisten, vor allem weil der Dichter aus der Tang-Dynastie immer sein Land und die Menschen stets im Herzen trug.
Im Dezember 1987 verstarb Alley im Alter von 90 Jahren in Beijing. Zwei Drittel seines Lebens verbrachte er in China. Sowohl in den schweren Zeiten des Krieges und der Revolution als auch in den Jahren des sozialistischen Aufbaus stand Alley stets an der Seite der KPCh und wurde deshalb vom chinesischen Volk geliebt und geachtet.
Der Generalsekretär des ZK der KPCh Xi Jinping sagte über den Neuseeländer: „In den 60 Jahren, in denen Rewi Alley in China gelebt und gearbeitet hat, hat er stets das Wohl und Wehe mit dem chinesischen Volk geteilt. Er baute eine Brücke der Freundschaft zwischen dem chinesischen und dem neuseeländischen Volk. Das Internationale Komitee zur Förderung der chinesischen Industriegenossenschaften (Gung Ho International Committee), das auf seine Initiative hin zusammen mit Song Qingling und Edgar Snow gegründet wurde, hat einen großen Beitrag zur Revolution und zum sozialistischen Aufbau Chinas geleistet.“
Rewi Alley fasste sein Leben einmal in einem Gedicht zusammen:
„China gab mir ein Ziel im Leben,
Und eine Sache, für die ich bereit bin zu kämpfen.
Wie bedeutungsvoll ist das alles,
und wer kann sich eine bessere Belohnung vorstellen
als all das, was ich erhalten habe.“