Hans Shippe: Im antijapanischen Widerstandskrieg für China gefallen
Auf dem blumengeschmückten Friedhof der Revolutionären Märtyrer Ostchinas fällt eine große weiße Marmorstatue besonders ins Auge. Die Arme über der Brust gekreuzt, mit einem Stift in der einen Hand und einem Interviewbuch in der anderen, steht die Figur in sich gekehrt, den Blick nach vorn gerichtet. Es handelt sich um die Statue von Hans Shippe, einem Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands aus Polen, der während des weltweiten antifaschistischen Krieges als Journalist über den Fernen Osten und den Pazifik berichtete und auf dem Schlachtfeld Chinas ums Leben kam.
Shippe kam 1925 zum ersten Mal nach China. Nachdem er Zeuge der Tragödie vom 30. Mai geworden war, war er von der GMD-Regierung gänzlich desillusioniert. Doch als er in das Stützpunktgebiet der Neuen Vierten Armee in Süd-Anhui kam, sah er in den kommunistisch geführten antijapanischen Streitkräften Hoffnung auf den Sieg. In seinem Artikel Guerillakrieg im Jangtse-Delta lobte er überschwänglich die strikte Einhaltung der Disziplin und die beispiellose Opferbereitschaft der Neuen Vierten Armee.
Wer China wirklich verstehen und wissen wolle, wie tapfer und mühsam das chinesische Volk gegen den Feind kämpfe, müsse in die vom Feind besetzten Gebiete Chinas reisen, so Shippe. Als Kriegsberichterstatter war Shippe schon lange daran interessiert, mehr über die von der KPCh geführten antijapanischen Truppen zu erfahren. Bei einem Empfang, den Liu Shaoqi und Chen Yi 1941 gaben, um Shippe im Stützpunktgebiet in Nord-Jiangsu willkommen zu heißen, wies er in seiner Rede darauf hin, dass es ohne die Neue Vierte Armee, die Achte-Route-Armee und den Kampf der KPCh für die Aufrechterhaltung der Einheitsfront keinen Widerstandskrieg und keinen glorreichen Unabhängigkeitskampf geben würde.
Hans Shippe im antijapanischen Stützpunktgebiet in Nord-Jiangsu
Um die von den Japanern und ihrer Marionettenarmee verhängte Nachrichtensperre zu durchbrechen, reiste Shippe auf vielen Umwegen nach Shandong, um Interviews zu führen. Auf seinen Reisen stellte Shippe fest, dass sowohl die Armen als auch die Reichen den Soldaten der Neuen Vierten Armee gegenüber warmherzig und großzügig waren und es stets mit allerlei Höflichkeitsfloskeln ablehnten, etwas, das während des Marsches anfiel, in Rechnung zu stellen. Die Menschen erwiderten: „Ihr kämpft für uns und beschützt uns. Ihr nehmt solche Strapazen auf euch, da können wir doch kein Geld von euch verlangen!“In seinem Artikel Ein weiterer Besuch auf dem Stützpunktgebiet der Neuen Vierten Armee schrieb Shippe beeindruckt, dass keine andere Armee so viel Vertrauen genieße und so sehr vom Volk geliebt werde.
Auch die lebhaften Szenen in den Stützpunktgebieten hinter den feindlichen Linien hatten sich tief in Shippes Gedächtnis eingeprägt. In den Dörfern Suozhuang und Jiehu hatten ältere Frauen Schuhmacher-Teams gebildet und fertigten Schuhe für die Achte-Route-Armee. Kinder sangen antijapanische Lieder und hielten stolz mit ihren mit roten Quasten bestückten Speeren Wache. Die Jungen Pioniere nannten ihn liebevoll „Onkel Shippe“. Gutherzige Einheimische sparten Weizenmehl auf, um Nudeln für ihn zu machen, während sie sich selbst von groben Sorghum-Pfannkuchen ernährten.
In einem Brief an seine Frau schilderte Shippe, dass die Leute ihm nachliefen, ihn umringten und ihn freundlich ansahen, als sei er ein Außerirdischer, er aber fühle sich hier sehr wohl heimisch.
Als erster westlicher Journalist, der die antijapanischen Stützpunktgebiete hinter den feindlichen Linien in Shandong betrat, wies Shippe in seiner Artikelserie darauf hin, dass es ohne die KPCh und die Achte-Route-Armee sowie die Neue Vierte Armee, die hinter den feindlichen Linien ausharrten, undenkbar wäre, dass der chinesische Widerstand immer noch andauere.
1941 begann die japanische Armee mit ihrer „Säuberungsaktion“in Shandong. Shippes Mitstreiter forderten ihn auf, die Armee zu verlassen, doch er weigerte sich mit einem Lächeln und bestand darauf, bis zum Ende bei der Achte-Route-Armee zu kämpfen. Er glaubte, dass es seine Aufgabe war, die Invasoren zu bekämpfen, mit einem Stift in der einen und einem Gewehr in der anderen Hand. Bei einem Ausbruch aus einer Umzingelung wurde Shippe schwer verletzt und starb den Heldentod. Zu seinem Gedenken errichteten die Soldaten und Zivilisten in Shandong ein weißes, kegelförmiges Denkmal, in das diese Worte eingraviert sind: „Für die Sache des Internationalismus kämpfend hinterließ er in Eurasien seine Spuren; gegen die japanischen Besatzer kämpfend vergoss er in Yimeng seinen letzten Blutstropfen.“Ein internationaler Freund Chinas ruht nun endlich in Frieden in seiner „Heimat“.