Text A
Einstieg
1 Was wurde Frauen früher impolitischen/gesellschaftlichen Leben verboten?
2 Seit wann gibt es für Frauen Mutterschutz?Wie werden die Mutter seitdem geschützt?
3 Seit wann können Mädchen höhere Bildung undAusbildung erhalten?
4 Seit wann haben Frauen die gleichenWahlrechte wie Männer?
Information:
Wichtige Maßnahmen und Gesetze für Frauenin der Geschichte
1850 „Politischen Vereinen ist die Aufnahmevon Frauenspersonen, Schülem, Lehrlingen verboten. Auch dürfen solche Personennicht an Veranstaltungen und Sitzungen teilnehmen, bei denen politischeGegenstände behandelt werden.“ (§8 des Vereinsgesetzes, glütig bis 1908)
1878 In einer Novelle zur Gewerbeordnung wird derMutterschutz erstmalig geregelt (Beschäftigungsverbot für die Dauer von dreiWochen nach der Niederkunft, unbezahlt).
1891 Erstes Arbeiterinnenschutzgesetz imReichstag; Frauenarbeit unter Tage wird verboten,
der 11-Stunden-Tag für Frauen sowie vierWochen bezahlte Ruhepause nach der Entbindung
werden eingeführt.
1901 Baden ist das erste Land, in dem Mädchenhöhere Jungenschulen besuchen und sich an Hochschulen unter den gleichenBedingungen wie Männer immatrikulieren können.
1908 Das neue Reichsvereinsgesetz lässt Frauenzu politischen Vereinen zu.
1913 An allen Hochschulen in Deutschlandstudieren 3900 Studentinnen, das sind 4,3% aller Studierenden.
1918 Frauen erhalten am 30. November dasaktive und passive Wahlrecht, verankert in Art. 109 Abs. 2 der WeimarerVerfassung vom 01.08. 1919: „Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten“.
Textverständnis
a. 3); b. 3); c. 2);d. 3); e. l); f. 3); g. l); h. 2)
Wortschatz
1 a. 8); b. 6);c. 9); d. 3); e. 2); f. l0); g. 5); h. 4); i. l); j. 7)
2 a. Zeit, investiert; b. ergreifen, einen Beruf; c. bestehen, Differenzen; d. überholt; e. rücken,vor; f. bereit; g. geht, nach; h. von Gebrauch; i. zu tun hat; j. eingeholt
Grammatik
1 a. Frauen arbeiten häufig in Positionen,die niedriger und schlechter bezahlt sind.
b. Der Arbeitsplatz, der von der Wohnung getrennt ist, erschwert es denFrauen, Familienaufgaben und Erwerbstätigkeit in Einklang zu bringen.
c. Viele Hausfrauen wollen eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, die mehrsoziale Kontakte ermöglicht.
d. Frauen können sich aufgrund der Arbeiten, die zusätzlich im Hauhaltzu erledigen sind, im Beruf viel weniger engagieren als Männer.
e. Die Frauen, diein der Anonymität der Großstädte isoliert sind, suchen mehr soziale Kontakte.
f. Die inzwischen in die Spitzenpositionen der Berufswelt vorrückendenFrauen stoßen dabei nach wie vor auf erhebliche Karrierehindernisse.
g. Das den Erwartungen der Gesellschaft entsprechende Rollenverhaltender Männer und Frauen ist das Produkt jahrhundertlanger Erziehung.
2 a. Da/Weil die Scheidungsrate enorm hoch ist, ist die Ehe heutekeine Garantie mehr für eine lebenslange Versorgung.
b. Wegen der Geburteines Kindes unterbrechen viele Frauen ihre Berufstätigkeit.
c. Die Rückkehr in die Berufstätigkeit ist schwierig, weil dieArbeitsmarktsituation angespannt ist.
d. Wegen derNotwendigkeit der Kinderbetreuung möchten viele Frauen nur halbtags arbeiten.
e. Da/Weil es vielen Frauen an einer Ausbildung mangelt, müssen sieeine schlecht bezahlte Arbeit annehmen.
f. Viele Frauenwollen wegen der Isolierung in der Anonymität der Großstädte wieder arbeiten.
g. Weil/Da Frauendurch Haushalt und Beruf doppelt belastet sind, machen sie selten Karriere.
h. Aus Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, setzen sich Frauen amArbeitsplatz besonders stark ein.
Text B
Textverständnis
1
2 a. die gemeinsamen Mahlzeiten zu festenZeiten (z. B. das Essen um zwölf)
b. ihr Vater
c. mehr Freiheit,Urlaub machen und eine Stelle annehmen (arbeiten, Emanzipation)
d. Er verbot ihr,eine Stelle zu suchen: kein Thema, keine Diskussion…
e. aufgehört zuarbeiten, zu Hause bleiben, stundenweise wieder arbeiten
f. Sie muss sieselbst bleiben.
g. Weil sie sichdafür interessiert und dadurch den Beruf mit der Familie vereinbaren kann.
h. Ja, sie habeneine Tagesmutter, und die ältere Tochter geht schon in den Kindergarten.
i. Sie sieht dieMöglichkeit, zur EDV-Sachbearbeiterin aufzusteigen.
Text C
Textverständnis
1 a. richtig; b. falsch; c. richtig; d. richtig; e. richtig; f. falsch; g.falsch; h. richtig; i. richtig
2 a. richtig; b. richtig; c. richtig; d. richtig; e. falsch; f. falsch; g.falsch; h. richtig; i. richtig
Information über Training-On-The-Job:
Training-on-the-job ist das Richtige fürBerufseinsteiger, die endlich einen Schlussstrich unter ihre Ausbildungsphasesetzen, die „Ärmel hochkrempeln“ und in der Praxis etwas „machen“ wollen – undnichts für vorsichtige Naturen, die sich davor fürchten, „ins kalte Wassergeworfen“ zu werden.
Vorteile :
— herausfordernde Aufgabe
— sofortige Integration in die Abteilung
— häufig höheres Einstiegsgehalt
— keine Phase der vertraglichen Bindung undkeine Rückzahlungsverpflichtung gegenüber dem Unternehmen
Nachteile:
— kurze Orientierungsphase
— häufig viel zu schnelle Einarbeitung
— kein Überblick über das Gesamtunternehmenund seine Strukturen
— der Berufsanfänger legt sich sofort auf eineberufliche Zielrichtung fest, ohne zunächst verschiedene Bereiche kennengelernt zu haben
— „Praxisschock“
(Jobware Online-Service GmbH)
nach: www.jobware,de/ra/js/bk/3.html-58k-
Grammatik
für; einer; -en; dass; -en; weil; vom; -es;in; die; der; ins
Text D
Einstieg
a. 7); b. 5); c. 8);d. 3); e. 4); f. 2); g. 6); h. l)
Textverständnis
1 a. — Er hält wenig/nicht viel davon.
— Der Mann empfandSelbstverachtung und fühlte sich wie ein Diener der Frauen.
— Er war keinKavalier und Beschützer mehr, sondern nur ein Trottel.
b. — Männer machen etwas, was immer von Frauen gemacht wurde:Kinderwagen schieben, zu Haus kochen.
— Frauen machen etwas, was nur Männer machten: fürs Familieneinkommensorgen, die Verantwortung tragen, Männerberufe.
c. Die Frauen
2 a. — Männer könnten auch an derHerausforderung wachsen.
— Sie könnten auchwas lernen u. sich entwickeln.
b. — männlich, aberkein Macker, Franen ebenbürtig
— mit sichdiskutieren und Möglichkeit zur Weiterentfaltung lassen
— vor FrauenRespekt haben, Zuwendung u. Zuverlässigkeitzeigen
— von ihr Anreizezur größeren Leistung bekommen
Wortschatz
1 a. 7); b. 5);c. l); d. 2); e. 6); f. 4); g. 3)
2 a. Raum…lassen; b. eine Ehe…einzugehen;c. der Boden…entzogen; d. ist…in Mode;
e. ebenbtirtig…ist; f. scheitern; g. aufschauen
3 a. Held; b. Macho; c. Kavalier; d. Hausmann; e. Macker; f. Trottel;g. Schürzenjäger
Text E
Abschnitt 1
Abschnitt 2
a. früher: Informatiker, Leiter einesRechenzentrums
seit 2 Jahren: Hausmann
Tagesplan: Vormittags macht er Hausarbeit, nachmittags hat er Zeit fürseinen Sohn und sein Hobby
finanzielle Lage: Einkommen viel geringer, den großen Wagen verkauftund jetzt Fahrrad fahren, günstig einkaufen und auf große Reisen verzichten
b. erstens: Der Beruf macht ihn kaputt.
zweitens: SeineFrau wollte unbedingt in ihrem Beruf weiterarbeiten.
c. Ja, er will auf keinen Fall in seinen Berufzurückgehen.
Abschnitt 3
a. Manche halten ihn für einen Versager.
Andere bewunderndas, aber sie trauen sich nicht, den Beruf aufzugeben.
b. 1. R; 2. R; 3. F; 4. R; 5. F
Hörtexte
Text B
Einleitung: Hier hören Sie drei Frauen überihr Leben erzählen – drei Frauen, drei Generationen, also Katharina Singer mitihrer Tochter Steffi und ihrer Enkelin Nina.
Katharina Singer: Ich heiße Katharina, bin Hausfrau, 75 Jahre alt undhabe vier Kinder und sechs Enkel.
Also, damals wares so bei meinen Eltern: um zwölf stand das Essen auf dem Tisch. Die gemeinsamenMahlzeiten zu festen Zeiten organisierte die Familie. Mein Vater war Handwerksmeisterund führte das Wort. Meine Mutter bereitete den Tisch für die Großfamilie mitsechs Kindern. Wer zu spät kam, bekam Ärger und verpasste womöglich – wasschlimmer war – Tratsch und Klatsch und wichtige Familien-Nachrichten. Und ich fühltemich immer eingeengt durch den streng organisierten Familienhaushalt meinerEltern. Etwas mehr Freiheit sollte schon sein – so dachte ich mir das für meineeigene Familie.
Nach demSchulabschluss war Krieg, und für eine Ausbildung keine Zeit. Direkt nach Kriegsendeheiratete ich meinen Verlobten Hans. Wir waren in einigen Dingen sehr modern, wolltenauch Urlaub machen: Egal wie wenig Geld wir hatten, wir fuhren jedes Jahr in Urlaub– an die Ostsee oder in den Schwarzwald.
Emanzipation warjedoch überhaupt kein Thema. „Meine Frau braucht nicht zu arbeiten“ – aufdiesem Standpunkt beharrte mein Mann und verbot mir, eine Stelle anzunehmen.Jede Diskussion war zwecklos und das, obwohl wir manchmal jeden Pfennig zweimalumdrehen mussten. So nähte ich die Kleidung selbst und wusch die Wäsche bis indie 60er Jahre hinein auf dem Herd.
Ich habe dieFamilie versorgt und meinem Mann den Rücken frei gehalten. Er war Maurermeisterund ich seine Frau. Rollenverteilung war nie ein Thema.
Steffi Singer: Mein Name ist Steffi. Ich bin Friseurin von Beruf und 53Jahre alt. Ich habe zwei Kinder, die bereits erwachsen sind, Nina ist meineTochter.
Ein Leben,„klassisch an der Seite des Mannes“ – das war anfangs für mich ganz normal, abernur mit einer Berufsausbildung. Ich wollte nämlich auf jeden Fall eineAusbildung, um arbeiten zu können, damit ich mir mal etwas Besonderes leistenkann.
Natürlich habe ichnach den beiden Kindern aufgehört zu arbeiten, es gab schließlich genug Arbeitzu Hause. Als die Kinder dann aus dem Gröbsten heraus waren, konnte ich stundenweise,d. h. nicht ganztags, wieder in meinem alten Beruf arbeiten.
Die erste Ehehielt nicht. Meine Mutter konnte das nicht verstehen. Ja, da muss man durch – jedeEhe hat mal ein Tief. Doch ich habe schließlich einen Schlussstrich gezogen.
Ich bin heuteglücklich in zweiter Ehe mit Thomas verheiratet. Seinen Nachnamen wollte ich abernicht annehmen. Ich habe erkannt, dass ich ich selbst bleiben muss. Ich habemeinen Mädchennamen wieder angenommen.
Nina Singer: Ich heiße Nina, bin 30,verheiratet, als Sekretärin tätig und habe zwei Kinder.
Ich habe – wiemeine Mutter – nach der Schule eine Berufsausbildung als Bürokauffrau gemacht,weil ich mich dafür interessierte und weil dieser Beruf gut mit demFamilienleben zu vereinbaren ist. Aber nach der Ausbildung habe ich erst einmalmein Leben und meine Jugend genossen. Wir mussten ja nicht gleich heiraten,bloß weil wir ein Kind erwarteten. Als wir heirateten, habe ich michentschlossen, meinen Nachnamen zu behalten.
Beim ersten Kindbin ich noch ein Jahr zu Hause geblieben; beim zweiten habe ich gleich nach demMutterschaftsurlaub wieder angefangen zu arbeiten. Wir haben eine wunderbareTagesmutter, unsere Nachbarin, und unsere ältere Tochter geht ja schon in den Kindergarten.Mein Gehalt können wir gut gebrauchen, denn die Eigentumswohnung muss abbezahltwerden.
Ich möchte imBeruf weiterkommen: Ich habe die Möglichkeit, in der Firma, in der ich arbeite,zur EDV-Sachbearbeiterin aufzusteigen – wenn ich an einer halbjährigen Fortbildungin einer anderen Stadt teilnehme. Das würde bedeuten: Ein halbes Jahr Wochenend-Ehe.Darüber habe ich mit meinem Mann einige Male diskutiert, Christian hat nocheinige Bedenken: Geht es so mit den kleinen Kindern und wie ist es mit derAussicht für meine Karriere in der Elektronischen Datenverarbeitung? Aber imPrinzip unterstützt er mich dabei. Und ich will doch auf meine Karriere nichtverzichten.
nach: Petra Beckmann-Schulz,www.bpb.de/files/RYBFES.pdf
Text C
(M = Moderator S =Schrattenecker)
M: Frau Schrattenecker, können Sie sichunseren Hörerinnen und Hörern mal kurz vorstellen?
S: Ja, gerne. Also, ich heiße, wie Sie bereits gesagt ja haben, IngeSchrattenecker und arbeite seit 5 Jahren als Leiterin des Lehrgangs„Internettechnik und -management“ an der Fachhochschule Magdeburg.
M: Soviel ich weiß, haben Sie Wirtschaftswissenschaften studiert undsind dann in die Technik „gelandet“. Wie ist es dazu gekommen?
S: Ich hatte mich, durch einen Ferienjob animiert, für einendoppelgleisigen Weg entschieden. Während ich studierte, wollte ich nämlich inder Technik praktische Erfahrungen sammeln und habe das als ganz tolleErgänzung empfunden. Das heißt, das war ein Vorteil für mich, dass ich in derTechnik einen kaufmännischen Hintergrund habe. Später bin ich dann in derIT-Technik bzw. im Projektcontrolling für IT-Projekte geblieben. Die Technikhabe ich mir durch „training on the job“ angeeignet. Ich habe von derProgrammierausbildung über die Datenbankausbildung, bis hin zur Netzwerkausbildungund Software-Engineering-Ausbildung ständig dazugelemt.
M: Wie schaut Ihr Arbeitsalltag aus?
S: An erster Stelle steht für mich die Wissensvermittlung, weil es mirein Anliegen ist, engen Kontakt zu den Studierenden zu haben. An zweiter Stellestehen Projektarbeiten, die restliche Zeit nütze ich für Mitarbeiterftihrung,Organisation des Lehr- und Forschungsbetriebes und Marketing. Einer derHauptpunkte in den letzten Jahren war auch die Entwicklung eineseLearning-Systems mit den Kolleginnen und Kollegen des Studienganges.
M: Sie entwickeln mit viel Engagement neue Dinge im Beruf. WelcheErfahrungen haben Sie als Frau in der Männerwelt gemacht?
S: Ich bin in den 80er Jahren in eine Berufswelt eingestiegen, da gabes im Unterschied zu heute wenig Frauen in technischen Berufen und durchausauch noch sehr unterschiedliche Haltungen und Einstellungen. In meinemdamaligen Arbeitsumfeld waren z. B. unter 153 Technikern nur 3 Frauen.
M: Sie wurden schon Mutter?
S: Ja, mir ist auch klar geworden – ich selbst bin verheiratet und habezwei Kinder, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (im technischenBereich) eine große Hürde ist. Mit einer langen Kinderpause ist oftmals einerschwerter Wiedereinstieg in den Beruf verbunden. D. h. es müssten hieralternative Wege angeboten werden wie z. B. mehr Teilzeitarbeit, flexibleArbeits- und Kinderbetreuungszeiten, mehr Unterstützung durch die Väter usw.Mit der Unterstützung des Arbeitgebers lässt sich aber vieles umsetzen.
M: Sie sind Mutter von zwei Kindern. Wie haben Sie es trotzdemgeschafft, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren?
S: Ohne die familiäre Unterstützung insbesondere durch meinen Mann undmeine Eltern wäre die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht möglich undwäre für mich auch emotionell nicht machbar gewesen. Ich hatte die Möglichkeitzur Telearbeit und es ist mir gelungen, flexible Arbeitszeiten auszuhandeln. Sokonnte ich beides unter einen Hut bringen.
M: Was würden Sie beruflich gerne nocherreichen?
S: Ich habe meine „Karriere“ – besser gefällt mir eigentlich:berufliche Laufbahn –nicht so strategisch geplant. Wenn sich was ergibt, dann binich ein spontaner und neugieriger Mensch. Ich bin schnell zu motivieren undsehr engagiert, wenn mich ein Thema anspricht und mich interessiert. Ich binflexibel und offen für Neues und habe also keine strategische Karriereplanungum jeden Preis.
M: Vielen Dank für das Gespräch!
nach: FH Joanneum, Juni 2006,www.femtech,at/index.php?id=444
Text F
Liebe Hörerinnen und Hörer, in unsererheutigen Sendung „Familiengeschichten“ wollen wir uns mit einer neuenErscheinung beschäftigen. Man kann beobachten, dass die Hausfrauen Konkurrenzbekommen haben. Jahrhundertelang waren die Rollen zwischen Mann und Frau soverteilt, dass der Mann außerhalb des Hauses berufstätig war und die Frau zuHause blieb, für die Kinder sorgte und die Arbeit im Haushalt machte. Jetztaber gibt es nicht mehr nur die Hausfrau, es gibt inzwischen auch den Hausmann.In manchen Ehen haben Mann und Frau die Rollen getauscht. Die Frau istberufstätig, und der Mann bleibt zu Hause und versorgt die Kinder und denHaushalt. Bisher sind es nur wenige Ehen, die dieses Experiment wagen. Wirunterhalten uns heute mit Josef Krüger, der seit zwei Jahren Hausmann ist. Wirwollen ihn nach den Erfahrungen fragen, die er in seiner neuen Rolle gemachthat.
I: Herr Krüger, Sie sind seit zwei Jahren Hausmann. Können Sie unssagen, was Sie vorher gemacht haben?
K: Ich bin Informatiker von Beruf und warzuletzt Leiter eines Rechenzentrums.
I: Und warum haben Sie eine so gute Positionaufgegeben und auf Ihre Karriere verzichtet?
K: Ich hatte zwei Gründe. Erstens hatte ich das Gefühl, dass mich derBeruf kaputt macht. Ich hatte zwar Erfolg in meiner Arbeit, aber der ständigeZwang zur Höchstleistung, der Zeitdruck, der Stress Tag für Tag, das alleswurde mir zuviel. Ich habe nur noch gearbeitet und hatte keine Zeit mehr fürdie Familie. Zweitens wollte meine Frau unbedingt in ihrem Beruf – sie istLehrerin – weiter arbeiten. Sie wollte auf keinen Fall zu Hause bleiben undHausfrau sein. Und als dann unser Sohn geboren wurde vor zwei Jahren, haben wirdie Rollen neu verteilt: sie hat weiter als Lehrerin an der Grundschulegearbeitet, ich habe meine Stelle gekündigt und versorge seitdem den Haushaltund kümmere mich um unseren Sohn Jonas.
I: Und wie gefällt Ihnen das Leben als Hausmann nun, wie kommen Sie mitder Arbeit im Haushalt zurecht?
K: Natürlich ist die Hausarbeit ziemlich langweilig und eintönig,abwaschen, putzen, einkaufen, kochen, aufräumen, waschen, jeden Tag dasselbe.Aber in ein paar Stunden habe ich alles geschafft, und nachmittags habe ichgenug Zeit für meinen Sohn und für mein Hobby.
I: Wie sehen Sie Ihre Rolle als Vater? Können Sie einem kleinen Kindall das geben, was es sonst von der Mutter bekommt?
K: Ich glaube, dass Jonas sich bei mir recht wohl fühlt. Ich füttereihn, bade ihn, spiele mit ihm, wir gehen spazieren. Er ist ein lieber Junge, essieht so aus, als würde er sich bei mir wohl fühlen. Ich habe ihn sehr gern undbeobachte jeden Tag aufs neue mit Freude, wie er heranwächst. Das möchte ichnicht mehr missen. Auf keinen Fall würde ich jetzt in meinen Beruf zurückgehen.
I: Wie hat es sich denn ausgewirkt, dass Sie nun nicht mehr so vielGeld verdienen wie früher. Ist das ein Problem für die Familie?
K: Unser Einkommen ist jetzt natürlich viel geringer als früher. Ichhabe den großen Wagen verkauft und fahre jetzt Fahrrad. Wir kaufen günstig ein,und große Reisen können wir uns jetzt auch nicht mehr leisten, aber daraufkönnen wir gut verzichten.
I: Wie ist denn jetzt das Verhältnis zu Ihren früheren Kollegen undFreunden? Akzeptieren die lhre neue Rolle?
K: Ja, manche Kollegen haben schon sehr komisch reagiert, als siehörten, dass ich aufhöre zu arbeiten, um Hausmann zu werden. Ich glaube, siehalten mich für einen Versager. In ihren Augen bin ich kein richtiger Mann.Aber andere Kollegen und Freunde sagen mir, dass sie meine Konsequenzbewundern. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit auch überlastet und träumen manchmalvon einem ruhigeren angenehmeren Leben, aber sie trauen sich nicht, den Berufan den Nagel zu hängen und Hausmann zu werden.
I: Was für einen Rat können Sie denn unseren Zuhörern geben? Wie sollteman Ihrer Meinung nach die Rollen zwischen Mann und Frau am besten verteilen?
K: Ein Patentrezept gibt es sicher nicht. Viele Leute sind dagegen,dass man die bisherigen Rollen einfach tauscht. Dadurch entständen dieselbenProbleme wie vorher, nur umgekehrt für Mann und Frau, sagen sie. Das kann schonsein. Ich glaube, jedes Ehepaar muss genau überlegen und besprechen, wie dieArbeit verteilt werden soll. Das kommt auch auf die Berufe und beruflichenMöglichkeiten der Ehepartner an. Aber wenn ein Kind da ist, muss wenigstenseiner von beiden auch tagsüber für das Kind da sein, finde ich. Am besten wärenatürlich Teilzeitarbeit für beide, Dann hatte jeder Ehepartner sowohl einArbeitsleben als auch ein Familienleben. Aber leider gibt es auf demArbeitsmarkt noch viel zu wenig Angebote für Teilzeitarbeit.
I: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Krüger, wir wünschen Ihnenweiterhin alles Gute für Sie und Ihre Familie.
K: Vielen Dank.